Tuesday, 18 December 2018

Rausschieben

Rausschieben, tschja, das mache ich viel.  Wieso mache ich das?



Ich möchte gerne ein Oberteil nähen das mir wirklich gut passt - ein "Template Top", also eine 'Schablone' die ich dann dann immer wieder benützen kann. Das bedeutet den einmaligen Einsatz am Mühe, Arbeit und Zeit um dann Dutzende an Schnitten davon ableiten zu können.

Die Kunst am Nähen ist dass man aus einem zweidimensionalen Stoff mit entsprechenden Abnähern in eine dreidimensionales Dimensionen abändert. Und bei meinen individuellen Körpermaßen ist das keine leichte Sache. Es ist also leider mit viel Frustration verbunden.

Ich hab mehrere Versionen genäht die immer besser werden sollten. Dummerweise hatte ich zwischen den zwei letzten nicht genug geändern und ausversehen nochmal fast dasselbe genäht. Der Grund war dass ich dazwischen zuviel Zeit verfliessen lassen hatte und nicht mehr wusste welche Änderungen schon in der letzte Version eingebaut waren. Deswegen wurde es fast die gleiche.

Ein anderes Oberteil, nicht das Template Top

Danach ging mir dann total die Puste aus um weitere als diese fünf Varianten zu nähen. Jetzt ist es so an die 4-5 Jahre später und ich habe meinen Wunsch immer noch nicht erfüllt obwohl ich einiges mehr genäht hatte.  Ich gebe viel zu schnell wieder auf.  Bis zum nächsten Mal weiss ich nichts mehr und fange deswegen von vorne an.  Immer wieder dasselbe Spiel. Das geht mir unwahrscheinlich auf die Nerven.

Warum schiebe ich Sachen raus?  Warum lass ich mich so leicht von Schwierigkeiten entmutigen? Hab ich Angst vor Versagen (was es ja soweit schon ist)?  Ist es das?

Wäre ein Versagen wirklich so schrecklich?  Nein.

Ich kann sehr gut damit leben etwas nicht hinzubekommen. Das ist es also nicht denke ich. Und "versagen" kann ich es ja auch nennen was bis jetzt noch nicht geklappt hat mit diesem Teil: ich hab viel gelernt.  Ist es vielleicht einfacher mir zu sagen dass ich nicht wieder "dazu gekommen bin" statt dass ich's nicht hin bekommen habe?  Vermutlich.

Es ist ganz schön entmutigend mein Template Top nicht weiter voran gebracht zu haben.  Ich könnte Strategien entwickeln die es mir ermöglichen beim nächsten Mal zu wissen wie weit ich kam: ich könnte es mir aufschreiben.  Genug Notizbücher hab ich ja, die wären super geeignet. Ich hatte auch schon mal eins von Mama geschenkt angefangen - so als Quelle an Inspiration über Projekte die mir vorschweben. Eine der Blusen hatte ich dort schon beschrieben, das kann ich gut in 'Progress Reports' umwandeln.

Eine hiflreiche Strategie hatte ich schon entwickelt und benütze sie immer wieder: Sachen in Winzlingsschrittchen zu machen. Es ist erstaunlich wie sehr es hilft die Schere schon mal auf den Stoff zu legen den ich dann später ausschneiden will. Der Anblick des Teils macht es wirklich leichter sie dann auch in die Hand zu nehmen.


Ein anderer Gedanke: ich muss aktiv Sachen machen wenn ich was lernen will.  Ob ich nun "versage" und etwas nicht hinkriege oder ob was gut läuft, das ist egal. Ich kann nur davon lernen was ich mache.

Wenn ich nachdenke dann kann ich auf Möglichkeiten kommen die ich ausprobieren kann, aber ich lerne dabei noch nicht ob's dann auch funktioniert. Ich kann wirklich nur lernen ob etwas funktioniert wenn ich es mache. Die Logik ist unausweichlich.

Wie sehr habe ich Angst davor etwas zu lernen?  Keine.  Ich freue mich zu lernen. Das ist es also auch nicht.

Ich warte oft auf den Impuls aufzustehen und etwas praktisch zu machen. Wenn ich etwas ohne diesen Impuls mache dann fällt es mir einiges schwerer. Also bin ich nicht gut in Sachen Selbstdisziplin. Nicht gut darin meine Neigung meiner Absicht unterzujochen.

Darüber muss ich noch mal ein bisschen mehr nachdenken.

PS: Von 2D zu 3D ist nicht einfach - vielleicht geht es ja 'einfach' nur um Geduld?  Und wenn ich Winzlingsschritte plane, dann ist da auch klarerwiese einfacher Geduld für ein bisschen aufzubringen. Vielleicht ist das die Erkenntnis die ich suche?

3 comments:

  1. Übrigens ist das Bild/Foto ein hervorragende Illustration für "den Stein/Fels immer wieder den gleichen Berg erst hinaufzurollen" bis er uns dann wieder auskommt und den gleichen Berg hinabrollt.

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  2. Ach und vielleicht ist ein Aspekt der Aufschieberitis ja der, in "sollte, müsste etc. zu denken und nicht: ja, jetzt habe ich dazu auch wirklich Lust oder mich zu fragen: will ich das wirklich machen? Kann ich eine Unlust wegen der zu erwartenden Schwierigkeiten/Anstrengungen so überwinden, dass ich dann an meinem Tun wirklich Freude habe?

    Jedenfalls ist die Taktik der kleinen und kleinsten Schritte eine sehr gute Sache. Vielleicht neigen wir zu Überforderungen und das vergällt uns und verhindert, dass wir so vorankommen, wie wir denken, dass wir müssten?

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